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Schweden, die drohende Immobilienkrise : Rezession im Anmarsch?

In diesem Jahr sieht es so aus, als würde Schweden aufgrund einer schweren Immobilienkrise in eine Rezession rutschen. Die Kombination aus Wohnungsmangel, niedrigen Zinssätzen und großzügigen Steuervergünstigungen ließ die Hauspreise in den letzten zwanzig Jahren um das Vierfache ansteigen. Doch jetzt scheint das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein, wie Untersuchungen des Versicherers Lansforsakringar zeigen.Laut den Immobilienexperten des Unternehmens sind die Preise seit ihrem Höchststand im Frühjahr 2022 um etwa 15 Prozent gefallen – ein stärkerer Rückgang als während der weltweiten Finanzkrise 2008/09. In einigen Regionen betrug das Minus sogar 40 Prozent.Der Anstieg der Zinsen zwingt Haushalte mit hohen Hypotheken dazu, ihre Ausgaben zu reduzieren, und Bauunternehmen verschieben Investitionen. Die Folge ist, dass Schweden laut Prognose der EU-Kommission das einzige EU-Land sein wird, das dieses Jahr in eine Rezession abrutscht. „Es ist nicht so, dass niemand dies hat kommen sehen“, sagt der Chef der schwedischen Zentralbank, Erik Thedeen. „Die Riksbank hat schon seit langem davor gewarnt. Und jetzt ist es klar, dass es ein Problem ist.“Die strukturellen Probleme auf dem schwedischen Wohnungsmarkt verschärfen die Auswirkungen der Inflation und der steigenden Zinsen, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg verursacht wurden. Schwedens Verschuldung gehört zu den höchsten in der EU und liegt bei etwa 200 Prozent des verfügbaren Einkommens, wobei ein Großteil davon Hypothekenschulden sind. Etwa 60 Prozent der Schweden haben variabel verzinste Hypotheken, was bedeutet, dass Zinserhöhungen für die meisten Haushalte unmittelbar zu höheren Kosten führen.Experten wie die Bank Nordea prognostizieren, dass die privaten Konsumausgaben dieses Jahr um etwa zwei Prozent zurückgehen werden. Das Nationale Amt für Wohnungswesen erwartet, dass die Zahl der Baubeginne im kommenden Jahr etwa 50 Prozent niedriger ausfallen wird als 2021.

Die Europäische Kommission geht davon aus, dass das schwedische BIP 2023 um etwa ein Prozent schrumpfen wird, während Nordea sogar einen Rückgang um rund zwei Prozent erwartet.Viele Hausbesitzer kämpfen bereits mit höheren Hypothekenzahlungen und steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen. Die Zinserhöhungen der Riksbank aus dem vergangenen Jahr haben noch gar nicht voll durchgeschlagen. Alleinerziehende Mutter Philippa Logan sagt: „Der Stress war unbeschreiblich“, und fügt hinzu, dass sie gezwungen war, zusätzliche Arbeit anzunehmen, um über die Runden zu kommen.Die Zentralbank rechnet mit weiteren Zinserhöhungen in den kommenden Monaten, und die Märkte erwarten, dass die Kreditkosten von derzeit drei auf vier Prozent steigen werden. „Wir gehen davon aus, dass die Riksbank die Zinsen in der Spitze auf 3,75 Prozent anheben wird“, sagt Nordea-Ökonom Gustav Helgesson. „Ich denke, dass wir bei diesem Niveau sehr nahe an einer Art Schmerzgrenze für die Haushalte sind.“Schweden ist zwar nicht das einzige Land, in dem die Immobilienpreise stark fallen, aber die dortigen Haushalte reagieren besonders empfindlich auf Zinserhöhungen, da mehr als die Hälfte Hypotheken mit variablem Zinssatz vereinbart haben. Im Vergleich dazu haben die meisten Kreditnehmer in Deutschland feste Hypotheken, sodass steigende Zinsen hier zunächst weniger ins Gewicht fallen.

Die Wohnungsprobleme in Schweden reichen Jahrzehnte zurück und haben sich als schwer lösbar erwiesen. Pläne zur Lockerung der Mietkontrollen wurden von der politischen Linken vehement bekämpft, da sie befürchten, dass ein freier Markt die soziale Spaltung verstärken würde, indem viele Menschen aus den begehrten Gebieten der schwedischen Städte verdrängt würden. Obwohl sich alle großen politischen Parteien einig sind, dass eine Überarbeitung der Steuererleichterungen notwendig ist, zögern sie bisher, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.

Die Finanzaufsicht hat inzwischen strengere Kreditvergabepraktiken eingeführt und die Regeln für die Rückzahlung von Hypotheken verschärft. Schwedens Banken gehören zu den am stärksten kapitalisierten in Europa, was zum Teil auf die Sorgen um den Immobilienmarkt zurückzuführen ist. Diese starke Kapitalisierung sollte verhindern, dass fallende Immobilienpreise einen finanziellen Zusammenbruch auslösen, wie es in Schweden Anfang der 1990er-Jahre der Fall war. „Es liegt an den Politikern zu entscheiden, ob sie sich mit diesen Problemen befassen wollen und vor allem wann“, sagt Nordea-Experte Helgesson. „In der gegenwärtigen Situation ist es sehr schwer, sie anzugehen.“Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schweden sich aufgrund einer schweren Immobilienkrise auf eine Rezession zubewegt. Strukturelle Probleme auf dem Wohnungsmarkt, hohe Verschuldung und steigende Zinsen verschärfen die Situation. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik die notwendigen Maßnahmen ergreifen wird, um die Krise abzumildern und langfristige Lösungen für die schwedische Wohnungsproblematik zu finden. In der Zwischenzeit müssen schwedische Haushalte und Bauunternehmen mit den wirtschaftlichen Herausforderungen zurechtkommen, die diese Immobilienkrise mit sich bringt.

Veröffentlicht unter Österreich

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